PANNARCH - Archäologie im Burgenland 
Schutz - Erforschung - Vermittlung

Bericht zur Grabung Lutzmannsburg 2017

Mag. Sarah M. Putz, BA, Gregor Schönpflug


Anlass, Durchführungszeitraum und Verlauf der Maßnahme

Den Anlass für die im vorliegenden Bericht dargestellten Grabungsmaßnahmen gab die Errichtung der Umfahrung zur Landesstraße L225, Lutzmannsburger Straße. Diese soll die etwas außerhalb des östlichen Ortsrandes von Lutzmannsburg (KG Lutzmannsburg, Gemeinde Lutzmannsburg, Bezirk Oberpullendorf, Burgenland) gelegene Therme entlasten, deren Betrieb vom Durchzugsverkehr auf der aktuell noch direkt durch das Tourismusgebiet verlaufenden L225 gestört wird. Die Umfahrung verläuft nördlich der Thermenanlagen größtenteils auf der Trasse eines bestehenden Güterweges mit dem Namen Mühlfeldweg in ostnordöstlicher Richtung, die Zufahrt von der westlichen Seite erfolgt über eine Abzweigung von der bisherigen Landesstraße im Bereich des Ortsendes. Im Osten führt die Straße bis an die Staatsgrenze, sie wird erst auf ungarischem Staatsgebiet wieder in das bestehende Straßennetz eingebunden. Die gesamte Länge der gänzlich auf Lutzmannsburger Gemeindegebiet liegenden Trasse beträgt 1,73 km, wobei der Großteil auf den angesprochenen Mittelteil entlang des Mühlfeldweges entfällt.

Da vor allem im Bereich der westlichen Einbindung der Straße bereits durch Oberflächenfunde urgeschichtliche Fundstellen bekannt gewesen waren, wurde eine archäologische Begleitung des gesamten Bauprojektes beschlossen. Diese wurde vom Verein PannArch unter der Maßnahmennummer 33033.17.01 (bezeichnet als Umfahrung Lutzmannsburg) zwischen dem 19. Juni und dem 31. Oktober 2017 durchgeführt. Im Verlauf der Arbeiten wurde der gesamte Oberbodenabtrag beobachtet, und zwar sowohl auf der im Durchschnitt 12 Meter breiten Trasse, die an den Anschlussstellen teilweise beträchtlich verbreitert wurde, als auch in insgesamt vier Versickerungs- und Retentionsbecken, von denen je zwei am Baulosanfang und am Baulosende lagen. Zusätzlich wurde das Ausbaggern eines vom östlichen Ende der Straße entlang der Staatsgrenze in südlicher Richtung verlaufenden Abzugsgrabens beobachtet. Die Baggerarbeiten waren am 13. Juli abgeschlossen, insgesamt konnte eine Fläche von 32180 m² untersucht werden. Am 27. Juni wurde, parallel zu den noch laufenden Baggerarbeiten, mit den eigentlichen Grabungsarbeiten begonnen. Die Koordination der Arbeiten erfolgte in gutem Einvernehmen mit der Abteilung 5 der Burgenländischen Landesregierung (Baudirektion, Abteilungsleiter DI (FH) Wolfgang Heckenast, Bauleiter Ing. Heinrich Dorner, Bauaufsicht Ernst Gmeiner) und der ausführenden Baufirma. Im Ablauf der archäologischen Tätigkeiten wurden die Erfordernisse des Straßenbaus berücksichtigt und die Prioritäten immer auf Bereiche gesetzt, die als nächstes von Baumaßnahmen betroffen werden sollten.

Topographie, Geologie und Bodenkunde

Der Ort Lutzmannsburg liegt im Südosten des Mittelburgenlandes, am Fuße des sogenannten Lutschburger Weingebirges, das die im Norden anschließende, sanft wellige Landschaft des Pullendorfer Beckens um etwa vierzig Meter überragt. Zwischen dem Ort und dem Weinberg fließt in östlicher Richtung der Fluss Rabnitz. Die Anhöhe ist für die Forschung sowohl wegen der mittelalterlichen Lutzmannsburger Komitatsburg als auch aufgrund verschiedener urgeschichtlicher Funde bekannt, und auch aus der Ebene sind im Zuge von Aufsammlungen immer wieder Funde aus dem Neolithikum, der Bronzezeit und der römischen Kaiserzeit gemeldet worden. Die Grabungsstelle liegt, wie eingangs erwähnt, knapp außerhalb des östlichen Ortsrandes. Hier wird die Ebene von zwei Bachläufen durchquert, die von Norden nach Süden, der Rabnitz zu, verlaufen. Im Westen fließt der Zagabach, im Osten, bereits auf ungarischem Gebiet, das Flüsschen Rajna patak. Zwischen diesen beiden Gewässern erstreckt sich ein sehr flacher Höhenrücken, der von Norden nach Süden sanft abfällt und in die Überschwemmungsebene der Rabnitz übergeht, die sich hier am Fuße des Weinberges ausdehnt. Dieser Höhenrücken wird nun von der Trasse der Umfahrungsstraße in ostnordöstlicher Richtung gequert, wobei auch verschiedene geologische Untergründe und Böden angeschnitten wurden. Den Großteil der Trasse nehmen quartäre Löß- und Lehmböden ein, nur auf dem mittleren Abschnitt der Trasse, etwa im Gebiet der höchsten Erhebung des Geländes, herrschen eiszeitliche Schotter vor. Der Boden wird im mittleren Abschnitt hauptsächlich von Parabraunerdeböden gebildet, im Westen, am Zagabach, liegen stellenweise auch Schwarzerdeböden vor. Bis auf die schottrigen, nur von einem verhältnismäßig dünnen Oberboden bedeckten Teile der mittleren Trasse kann das Ackerland als ausgesprochen fruchtbar beschrieben werden. Zusammenfassend bot das Arbeitsgebiet also, mit seinen der Landwirtschaft zuträglichen Böden, der unmittelbaren Nähe zu mehreren Gewässern und einer als Rückzugsort nutzbaren Anhöhe, einen ausgezeichneten Lebensraum für den ur- und frühgeschichtlichen Menschen.

Zur Vereinfachung der Beschreibung der Lage einzelner Örtlichkeiten auf der Straßentrasse wird im vorliegenden Text die von der Straßenbauabteilung erstellte Einteilung in Bauprofile übernommen. Diese Bauprofile wurden alle 25 Meter abgesteckt und beginnen im Westen bei der Abzweigung von der bestehenden Landesstraße mit Bauprofil 1. Hier liegt auf der westlichen Seite der Straße auch das Versickerungs- und Retentionsbecken 1. Die etwa 90° betragende Biegung der Trasse nach Osten liegt im Bereich des Bauprofils 13, hier schließt westlich das Becken 2 an. Die Haupttrasse verläuft zwischen Bauprofil 13 und 65 relativ gerade und biegt schließlich, zwischen Bauprofil 65 und 71, sanft nach Süden ab, um an der Staatsgrenze bei Bauprofil 71 ins ungarische Straßennetz eingebunden zu werden. Im Bereich dieser Biegung liegt nördlich der Straße Becken 3, südlich Becken 4.

Befundsituation

Bereits beim Abtrag des Oberbodens wurde deutlich, dass im Arbeitsgebiet eine große Anzahl archäologischer Befunde vorlag. Die Befunde erstrecken sich vom Beginn der Straßentrasse bei Bauprofil 1 bis Bauprofil 28, also über rund 700 m. Östlich dieses Profils ließen sich auf etliche hundert Meter Länge keinerlei Befunde mehr wahrnehmen. Möglicherweise beurteilten die urgeschichtlichen Bewohner die hier vorherrschenden schottrigen Böden als unzureichend fruchtbar oder als zu weit vom Wasser entfernt; jedenfalls konzentriert sich die Besiedlung, soweit das anhand des geringen Ausschnitts, den die Straßentrasse durch die Landschaft bietet, feststellbar ist, in der Nähe des Zagabachs im Westen sowie der Rajna patak im Osten. Erst von Bauprofil 68 bis 71, also direkt an der Staatsgrenze, konnten einige wenige Befunde festgestellt werden. Im weiteren Verlauf der Arbeiten konnte eine Einteilung der Befunde in mehrere unterschiedliche Bereiche erstellt werden, die jeweils von unterschiedlichen Befund- und Fundtypen geprägt waren und im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen.

Altneolithikum

Das Altneolithikum kann nur durch eine wenige Scherben, die sich in Grubenverfüllungen neben deutlich jüngerem Fundmaterial fanden, nachgewiesen werden. Die betreffenden Stücke sind sicherlich aus einem nahe gelegenen Fundplatz hierher verlagert worden. Bei den gut zu datierenden Stücken handelt es sich um Linearbandkeramische Ware mit Notenkopfeindrücken. Befunde aus diesem ältesten Abschnitt des Neolithikums konnten nicht nachgewiesen werden.

Kupferzeit und Bronzezeit

Abbildung 1: Fragment einer Kreuzfußschüssel der jüngeren Kupferzeit. Foto: PannArch

Ein erster Schwerpunkt in der Besiedlungsgeschichte dürfte allem Anschein nach in der Kupferzeit zu suchen sein. Ab dieser Zeit scheint im Bearbeitungsgebiet eine dauerhafte Besiedlung vorzuliegen bzw. der Platz immer wieder aufgesucht worden sein. Das Fundmaterial reicht von der Epilengyel-Kultur (sandige Ware mit Knubben und charakteristischen dreieckigen Lappenhenkeln) über die Badener Kultur (Tunnelhenkel, Tassen mit überrandständigen Bandhenkeln) bis in die jüngere Kupferzeit (Jevišovice/Vučedol, flächig mit Rillenzier bedeckte Schalen, Kreuzfußschüssel [siehe Abb. 1]) und findet in der Frühbronzezeit eine Fortsetzung (Wieselburg, sanduhrförmige Henkel). Aufgrund des äußerst umfangreichen keramischen Fundmaterials konnten bislang nur einige wenige Befunde einigermaßen gesichert einer der genannten Kulturen zugeordnet werden, zumal das die betreffenden Verfüllungen datierende Material in den Keramik verschiedener Zeitstellungen beinhaltenden Konvoluten sehr häufig die Minderheit darstellt. Die Tatsache, dass Keramik älterer Phasen in großer Zahl regelhaft in Grubeninhalten offenbar jüngeren Verfüllungsalters auftritt, belegt andererseits die intensiven Erdarbeiten, bei denen diese Funde verlagert worden sein müssen.

Abbildung 2: Ofen 5 mit erhaltener Ascheschicht. Foto: PannArch
Kann schon vorerst der genaue Zeitraum der erfolgten Siedlungstätigkeiten nicht im Detail herausgearbeitet werden, so soll zumindest ein Überblick über die Befundsituation gegeben werden. Zwischen Bauprofil 10 und Bauprofil 28 herrschen diverse Siedlungsgruben verschiedener Größe und Ausprägung vor. Am häufigsten vertreten sind im Grundriss annähernd kreisförmige Gruben von bis zu etwa 1 m Tiefe, mit senkrechten oder steilschrägen Wandungen und gerader Sohle, daneben kommen aber auch wesentlich größere Objekte von meist unregelmäßiger Form vor, die möglicherweise bei der Entnahme des anstehenden Lehms entstanden sind. Die kleineren, runden Gruben enthielten häufig aschiges Material und große Mengen an Keramik und Tierknochen, weiters konnten gelegentlich auch Silices und Fragmente von geschliffenen steinernen Lochäxten geborgen werden. In diesem Abschnitt konnten keine Pfostengruben oder andere Hinweise auf Gebäudestrukturen gefunden werden. Zwei im Bereich zwischen Bauprofil 10 und 12 liegende Objekte können derzeit nur unter Vorbehalt in die Bronzezeit datiert werden. Bei dem einen handelt es sich um eine seichte Grube von unregelmäßig ovaler Gestalt, bei dem anderen um einen etwa 3 m breiten, seichten Graben, der in einer ein oval beschreibenden Schlinge teilweise im Grabungsschnitt liegt. Beide Objekte entziehen sich einer Deutung hinsichtlich ihrer Funktion. Offensichtlich jüngerer Zeitstellung sind zwei in einem Abstand von 7,5 m zueinander parallel verlaufende Gräbchen von etwa 1 m Breite und 40 cm Tiefe. Die Gräbchen verlaufen etwa von Westsüdwest nach Ostsüdost und schneiden die hier vorhandenen Befunde. Eine eindeutige Datierung der beiden ist leider nicht möglich, da ihre Verfüllungen nur das in den meisten Gruben des Fundplatzes vorhandene kupfer- bis bronzezeitliche Material enthielten. Hier kann also die Bronzezeit lediglich als terminus post quem genannt werden. Der südlich anschließende Bereich zwischen Bauprofil 5 und Bauprofil 9 wird von einer Vielzahl von Pfostengruben eingenommen. Sie weisen Durchmesser von 20 bis 50 cm und Tiefen von 15 bis 40 cm auf. Nur in wenigen Fällen sind hier Strukturen und Zusammengehörigkeiten feststellbar, es ist wohl davon auszugehen, dass sich hier etliche Gebäude gegenseitig überlagern. In einem Fall konnte ein rechteckig verlaufendes, schmales und seichtes (30 cm breit, 20 cm tief) Gräbchen beobachtet werden. Das Gräbchen lag nicht zur Gänze im Grabungsschnitt und umgrenzte eine Fläche von 7 × >4 m. Eine Interpretation als Fundamentgräbchen ist denkbar. Ebenfalls singulär blieb der Befund einer stark zerackerten Leichenbrandstreuung, die sich bei Bauprofil 6 fand. Das kalzinierte Knochenklein lag auf einer Fläche von etwa 1,4 m konzentriert vor, streute aber bis in einen Umkreis von drei Metern. Sofern es sich nicht um hier entsorgte Tierknochen handelt, wäre dies der einzige Nachweis für Bestattungen auf der Grabungsfläche. Leider konnten keinerlei Beigaben nachgewiesen werden, was eine Datierung vorerst unmöglich macht. Der gesamte südliche Abschnitt der Straßentrasse, von der bestehenden Landesstraße bis zu Bauprofil 7, sowie das gesamte Rückhaltebecken 1 wurde von einer dunkelgrauen, homogenen Überlagerung eingenommen, die im Bereich direkt neben der Bundesstraße ihrerseits von einer hellgelben, sandigen Schicht überlagert wird. Die Mächtigkeit des Schichtpakets nahm von Norden nach Süden, also hangabwärts, bis auf etwa 30 cm zu. Nachdem das einzige in diese Schicht eintiefende Objekt bearbeitet war (siehe unten, Abschnitt Neuzeit), wurden mit dem Bagger zwei Schnitte durch das Paket gezogen, wobei bereits mehrere der oben behandelten Befunde zu Tage kamen. Daraufhin wurde die gesamte Überlagerung, die eine Fläche von rund 2200 m² bedeckte, maschinell entfernt, um die darunter liegenden Befunde bearbeiten zu können. Bei diesen Arbeiten wurde auch eine ausgesprochen große, unregelmäßig geformte Grube (Obj. 313) freigelegt, die bis an die Landesstraße heranreichte und somit nicht zur Gänze in der Grabungsfläche lag. Trotzdem maß der vorhandene Teil immerhin noch 25 × 20 m, was den Anlass gab, vorerst einen etwa von West nach Ost verlaufenden Schnitt von 1 m Breite durch das Objekt anzulegen. Es zeigte sich eine mehrphasige Verfüllung, eine graubraune, homogene Schicht bedeckte eine dunkelgraue, die wiederum auf der zuunterst liegenden Schicht aus schwarz-grauem Lehm und großen Blöcken vom gelben Material des anstehenden Bodens lag. Bemerkenswerter Weise konnten bereits in diesem Schnitt Teile von in die beschriebene unterste Verfüllungsschicht eingetieften Öfen festgestellt werden. Angesichts der im Schnitt erreichten Tiefen von bis zu 1,6 Metern und des daher zu erwartenden Volumens von mehreren 100 m³ wurde in Absprache mit dem BDA, der Landesarchäologie sowie dem Auftraggeber eine maschinelle Entnahme der oberen zwei Verfüllungsschichten beschlossen.
Abbildung 3: Ofen 2 mit in der Verfüllung liegendem Webgewicht. Foto: PannArch

Nach Abschluss dieser Maßnahme konnten auf der freigelegten Oberfläche der untersten Verfüllungsschicht insgesamt vier Öfen dokumentiert werden, die in eben jene Schicht eingegraben waren. Dazu kamen noch zwei weitere, die am nördlichen bzw. östlichen Rand der Grube lagen und bereits vor den Baggerarbeiten teilweise erkennbar gewesen waren. Die Öfen zeigten sehr unterschiedliche Erhaltungszustände und wiesen verschiedene Formen auf. Der einfachste war von annähernd ovaler Form, während bei allen anderen ein mehrteiliger Aufbau erkennbar war. Dieser bestand in der einfachsten Form aus zwei ineinander übergehenden kreisförmigen bis ovalen Kammern, die komplexeren Formen beinhalteten überdies eine schmale ovale Erweiterung in der Längsrichtung. Es ist anzunehmen, dass bei den hier als einfacher ausgeführt erscheinenden Öfen diese zusätzlichen technischen Details ursprünglich vorhanden waren und nicht mehr erhalten sind, da eben jene Exemplare auch zu denen im schlechtesten Zustand gehörten. Der am besten erhaltene Ofen (Ofen 5) vermittelt das Bild eines vorerst als Brennkammer gedeuteten Bereichs von etwa 50 cm Durchmesser, der von einer vorgelagerten Arbeitsgrube aus bedient werden konnte. Im hinteren Teil anschließend öffnet sich ein etwa 35 cm breiter Durchstich zu einer weiteren Kammer von ebenfalls knapp 50 cm Durchmesser, hinter der ein schmaler, etwa 45° nach oben gerichteter, ovaler Bereich anschließt, der als Rauchabzug interpretiert wird. Teile dieses Schemas sind bei allen vorhandenen Öfen erhalten, vor allem der charakteristische Rauchabzug konnte auch bei zwei weiteren Exemplaren festgestellt werden. Eine auffallende Ähnlichkeit zu diesen Anlagen zeigt sich bei drei weiteren Befunden, die am anderen Ende der Straßentrasse, bei Bauprofil 70, zu Tage kamen. Auch hier sind klein dimensionierte, mehrteilige Öfen vorhanden, wenngleich der Erhaltungszustand in diesem Bereich sehr schlecht ist und Spuren der Hitzeeinwirkung nur mehr als zarter roter Schleier am Untergrund feststellbar waren. Zur Funktion der Anlagen kann keine eindeutige Aussage getroffen werden. Sollte die Funktionsweise richtig interpretiert worden sein, erinnert sie am ehesten an die eines Töpferofens, bei dem die in einer Brennkammer erzeugte Hitze nach hinten in eine Kammer mit dem Brenngut geleitet wird und der Rauch nach oben abzieht, um einen konstanten Luftzug zu ermöglichen. Allerdings scheinen die geringen Dimensionen der Öfen gegen diese Annahme zu sprechen, da hier nur kleinere Gefäße in geringer Zahl gebrannt hätten werden können. Das völlige Fehlen von Schlacken jeder Art spricht auch gegen

Abbildung 4: Das Interface der Grube Obj. 313, mit einer Drohne aufgenommen. Foto: PannArch

eine Verwendung als metallurgische Anlagen. Daher muss, auch in Anbetracht der Tatsache, dass keiner der Befunde ein vollständiges Bild der einstigen Bauweise der Öfen vermitteln kann, die Frage nach der Funktion einstweilen unbeantwortet bleiben. Zur Datierung der Befunde ist auf die offenbar mehrphasige Nutzung der großen Grube hinzuweisen, die im weiteren Verlauf der Arbeiten, nach der Dokumentation der Öfen, vollständig ergraben wurde, und zwar wiederum, nach Absprache mit dem BDA, unter Einsatz eines Baggers. Dabei kam die ausgesprochen unregelmäßige Form des Objekts zu Tage, das aus einer Vielzahl von sich schneidenden, unterschiedlich geformten Vertiefungen bestand und insgesamt den Eindruck erweckte, dass der Gestalt der Grube keinerlei Beachtung zugekommen war. Daher wird sie als Entnahmegrube für Lehm für den Hausbau interpretiert. Nachdem die Nutzung als solche bereits aufgegeben war, scheint sie etwa bis zur Hälfte verfüllt worden zu sein. Das neue Niveau bedeckt die unregelmäßig tiefe Sohle der Grube und stellt eine eben begehbare Fläche her. Die Beschaffenheit des Verfüllungsmaterials, das stark durchmengt ist und große Linsen und Blöcke von anstehendem Lehm enthält, schließt eine Verfüllung infolge natürlicher Prozesse eher aus. Anschließend erfolgte die Nutzungsphase als nicht näher definierbarer Werkstättenbereich mit mehreren Ofenanlagen. Schließlich wurde auch diese Stätte aufgegeben und es kam zu einer Verfüllung in zwei Phasen, wobei das Material der jüngeren den Eindruck erweckt, durch natürliche Prozesse entstanden zu sein. In den Schichten, die die Öfen bedeckten, fanden sich Scherben, die der La-Tène-Zeit zugeschrieben werden können. In der darunter liegenden ältesten Verfüllung konnte nur bronzezeitliches Fundmaterial nachgewiesen werden, das allerdings auch aus den rundum vorhandenen Siedlungsresten stammen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass eine Grube dieser Größe wohl durchaus einige Zeit offenstehen kann und auch der Zeitpunkt der ersten Verfüllung nicht eindeutig belegbar ist, kann der Entstehungszeitpunkt der Grube nicht ermittelt werden. Fest steht lediglich, dass die Grube erst in der jüngeren Eisenzeit endgültig verfüllt worden ist, der Verfasser geht allerdings auch von einer eisenzeitlichen Datierung der Nutzungsphase als Werkstättenbereich aus. In diesem Falle wäre der Befund wohl der latènezeitlichen Siedlungstätigkeit zugehörig, die im Folgenden beschrieben wird.

La-Tène-Zeit

Der Bereich, in dem latènezeitliche Befunde aufgedeckt wurden, erstreckt sich über etwa 200 m der Straßentrasse zwischen Bauprofil 11 und Bauprofil 19 und nimmt auch nahezu das gesamte Becken 2 ein. Hier konnten die Reste einer intensiven Siedlungstätigkeit nachgewiesen werden. Die Fundstelle wird von insgesamt 16 zumindest teilweise im Bearbeitungsgebiet liegenden Grubenhäusern dominiert und unterscheidet sich damit stark von den südlich und östlich angrenzenden Bereichen, die keine derartigen Befunde aufweisen. Die Befundlage wird durch mehrere Pfostenbauten und Brunnen sowie einige Siedlungsgruben abgerundet.

Von den Grubenhäusern liegen neun zur Gänze im Grabungsschnitt, die übrigen sieben wurden nur angeschnitten und können daher nur eingeschränkt zur Beschreibung der Charakteristika der verschiedenen Hausformen sowie der Siedlungsanlage insgesamt herangezogen werden. Auch die Pfostenbauten unterliegen in ihrer Aussagekraft einer Einschränkung, da aufgrund der oftmals sehr geringen Pfostengrubentiefe von einem gewissen Bodenabtrag infolge von Erosion und Beackerung ausgegangen werden muss, der wohl auch zum Verlust mancher Pfostengruben und damit zur Unvollständigkeit dieser Befundgruppe geführt hat. Auch das Vorhandensein etlicher nicht zuordenbarer Pfostengruben unterstreicht diese Annahme. Trotzdem lassen sich einige Aussagen zur Gesamtanlage der Siedlung tätigen.

Die einzelnen Gebäude stehen meist in einem Abstand von fünf bis zwanzig Metern zueinander, selten kommen auch Abstände von zwei bis fünf Meter vor. Sowohl die Grubenhäuser als auch die Pfostenbauten orientieren sich zum größten Teil an einer etwa zwischen West-Ost und Westnordwest-Ostsüdost verlaufenden Achse. Hierbei fällt auf, dass die Grubenhäuser, soweit feststellbar, sämtlich mit ihrer Längsseite dieser Hauptachse folgen, die Pfostenbauten, sofern sie nicht quadratisch sind, mit ihrer Breitseite. Einige wenige von diesem Schema abweichende Gebäude sind maximal 25° aus diesem Bereich verschwenkt orientiert. Im ganzen Gebiet konnten keine Superpositionen zwischen latènezeitlichen Befunden festgestellt werden, was darauf hindeuten könnte, dass der Siedlungsplatz nicht besonders lange hindurch bewohnt gewesen war. Von den fünf in diesem Bereich ergrabenen Brunnen können vier sehr wahrscheinlich der eisenzeitlichen Besiedlungsphase zugeordnet werden, der fünfte aufgrund des spärlichen Fundmaterials nur mit Vorbehalt. Jedenfalls scheinen sie unregelmäßig zwischen den verschiedenen Gebäuden verteilt zu liegen und lassen daher keine weiteren Schlüsse auf die innere Struktur der Siedlung zu.

Die Grubenhäuser können anhand des auffälligen Größenunterschiedes grob in zwei unterschiedliche Typen eingeteilt werden. Einerseits konnten rechteckige Häuser mit um die 20 m², andererseits relativ kleine, ebenfalls rechteckige Hausgruben von nur 5 bis 10 m² Innenfläche beobachtet werden. Gebäude mit Flächen zwischen 10 und 17 m² konnten nicht festgestellt werden. Der größere Haustyp ist mit den Grubenhäusern 1, 4 und 7 dreimal gesichert belegt, das nur durch eine Hausecke bekannte Grubenhaus 9 kann nur unter Vorbehalt miteinbezogen werden, wenngleich allein die bereits ergrabene Fläche schon über 10 m² beträgt. Die Versuche, andere Merkmale eindeutig einem der beiden Haustypen zuzuordnen, ergaben lediglich Tendenzen, was sicherlich auch auf die geringe Datengrundlage von lediglich neun vollständig ergrabenen Befunden zurückzuführen ist. Die nur angeschnittenen Häuser wurden in den Auswertungsversuch miteinbezogen, sofern die bekannten Bereiche Aussagen zur Fragestellung zuließen, die im Folgenden dargelegten Ergebnisse beinhalten also nur gesicherte Werte (siehe auch Tabelle 1). Die kleineren Häuser zeigen bei einem Seitenverhältnis von 1:1,4 bis 1:2 tendenziell eine gestrecktere Form als die größeren, von denen das einzig zur Gänze im Grabungsschnitt liegende ein Seitenverhältnis von 1:1,4 aufweist. Die Tiefen der Gruben lagen zwischen 16 und 70 Zentimetern, es lässt sich keine Korrelation mit den Hausgrößen nachweisen. Die kleineren Häuser tendieren zu regelmäßig geformten Gruben mit geraden Wandungen und relativ scharfen, rechtwinkligen Ecken, während, vor allem bei den größeren Häusern, auch unregelmäßig geformte Gruben mit nach außen ausladenden Wandungen und teilweise stark gerundeten Ecken auftreten. In etlichen Fällen konnten etwa halbkreisförmige Ausbuchtungen beobachtet werden, die, entweder einzeln oder auch paarweise, meist an den Längsseiten, gelegentlich auch an den Breitseiten der Häuser liegen. Auffällig ist hierbei, dass die Ausbuchtungen an den Längsseiten bis auf einen Fall an der Südseite situiert sind. Da keine weiteren Hinweise zur Funktion dieser Bauelemente gewonnen werden konnten, müssen alle dahingehenden Gedanken leider Spekulation bleiben. Eine Interpretation als Zugangssituation ist allerdings zumindest denkbar. Auch was die Ausführungsweise der aufgehenden Konstruktion betrifft, sind keine eindeutigen Zuordnungen zu den beiden Haustypen zu treffen. Der größere Haustyp verfügt in zwei Fällen gesichert über zwei Tragpfosten in der Mitte der Schmalseiten der Hausgruben (Grubenhaus 4 und 7), in einem Fall (Grubenhaus 1) lässt sich die Zugehörigkeit einer an der betreffenden Stelle liegenden Pfostengrube zum Haus nicht eindeutig belegen. Auch bei manchen kleineren Häusern treten derartige Tragpfosten paarweise auf, sie liegen hier ebenfalls mittig in der Breitseite (Grubenhaus 11) oder sind leicht aus der Mitte verschoben (Grubenhaus 2 und 3). In zwei Fällen (Grubenaus 8 und 10) konnten einzeln, jeweils an der nordwestlichen Breitseite liegende Pfostengruben beobachtet werden. In einigen Fällen waren weitere, meist sehr seichte Pfostengruben an verschiedenen Stellen der Häuser vorhanden, über deren Funktion keine Aussage getroffen werden kann. Für alle übrigen Häuser konnten keine Hinweise auf die Konstruktionsweise gewonnen werden, es sind hier alle Arten von Schwellbalken- oder Blockbautechniken denkbar. Abschließend ist anzumerken, dass in keinem der Gebäude ein Ofen oder eine Herdstelle für Heiz- und Kochzwecke festgestellt werden konnte, was eine dauerhafte Nutzung zumindest als Wohngebäude auch in der kalten Jahreszeit fraglich erscheinen lässt.

Bei der Interpretation der Pfostenbauten führt die bereits erwähnte mögliche Unvollständigkeit der Befundsituation zu einer gewissen Unsicherheit, weiterhin erschwert die nur teilweise in der Bearbeitungsfläche liegende Position der potentiellen Gebäudegrundrisse eine eindeutige Identifizierung. Immerhin geht der Verfasser von wenigstens vier, wahrscheinlich aber sieben oder mehr im Arbeitsgebiet liegenden Pfostenbauten aus (siehe Abb. 5). Es ist festzuhalten, dass die postulierten Häuser nicht durch datierendes Fundmaterial oder eindeutige Superpositionen in die eisenzeitliche Besiedlungsphase gestellt, sondern allein aufgrund ihrer Lage und Ausrichtung zu den Grubenhäusern mit denselben parallelisiert werden. Ein zufälliges Vorhandensein von Befunden anderer Zeitstellung an eben diesen speziellen Punkten und in dieser Erscheinungsweise erscheint dem Verfasser äußerst unwahrscheinlich, wenngleich selbstverständlich nicht unmöglich. Die wahrscheinlich zur Gänze bekannten Befunde bestehen in zwei Fällen aus vier und in einem Fall aus sechs Pfostengruben, die ein Quadrat bzw. Rechteck bilden. Mehrere direkt an der Grabungsgrenze liegende Befunde lassen einmal mit fünf und dreimal mit nur drei vorhandenen Pfostensetzungen an weitere Gebäude dieser Größenordnung denken. Die Durchmesser der Pfostengruben betragen meist zwischen 40 und 50 cm, im Fall des durch fünf Pfosten erschlossenen Hauses an der Grabungsgrenze bis zu 1 m. Trotzdem übersteigen die erhaltenen Tiefen selten 15 cm, was zu den oben bereits geschilderten Überlegungen geführt hat. Die Abstände der Pfosten zueinander betragen in der Regel zwischen 2,5 und 3,5 m, was ein Überspannen mit einem entsprechenden Balken leicht möglich macht. Es konnten keine Hinweise auf eine etwaige Innenstruktur oder -ausstattung gefunden werden.

Abbildung 5: Schematische Darstellung der vermuteten Hausgrundrisse zur Verdeutlichung des einheitlichen Orientierungsmusters. Graphik: PannArch


Abbildung 6: Die in Brunnen 5 erhaltenen Hölzer in situ. Foto: PannArch

Die dritte erwähnenswerte Befundgruppe stellen die fünf ergrabenen Brunnen dar. Dabei handelt es sich um im Grundriss annähernd kreisrunde Brunnenschächte mit senkrechten bis steilschrägen Wandungen. Die Durchmesser liegen zwischen 1,2 und 2,2 m, die Tiefen reichten bis zu 3 m. Bei Brunnen 5 wurde in 3 m Tiefe der moderne Grundwasserspiegel erreicht, unterhalb von diesem waren die hölzernen Einbauten des Brunnenschachtes noch erhalten. Hier waren eichene Spaltbohlen vertikal in einer blockbauartigen Konstruktion miteinander zu einer rechteckigen Schachtauskleidung mit Innenmaßen von 70 × 50 cm verzimmert. Die beiden untersten Lagen dieser Konstruktion waren noch vorhanden und in so gutem Zustand, dass alle Bohlen geborgen werden konnten. Die auf diesen beiden ruhende nächste Lage war nur mehr fragmentarisch erhalten. Eine von Dipl.-Ing. Dr. Michael Grabner von der Universität für Bodenkultur in Wien durchgeführte dendrochronologische Untersuchung erbrachte aufgrund von mangelnden Vergleichskurven keine Datierungsmöglichkeit. Ein Ergebnis aus einer Radiokarbondatierung steht bislang noch aus. Auch in Brunnen 4 konnte in etwa 2,5 m Tiefe ein rechteckiger Schacht als Bodenverfärbung festgestellt werden, da dieser aber oberhalb des modernen Grundwasserspiegels lag, waren keine Hölzer erhalten. In den übrigen Brunnenschächten konnten keinerlei Innenstrukturen nachgewiesen werden. Die Verfüllungen der Brunnen waren teilweise mehrphasig, enthielten aber mit Ausnahme des Brunnens 1 relativ wenig Fundmaterial. In Brunnen 1 war in einer im unteren Bereich des Schachtes abgelagerten aschigen Brandschuttschicht einiges an Fundgut enthalten. In den Grubenhäusern konnte bis auf einen Fall kein Fundmaterial in situ aufgefunden werden. Sämtliche Funde stammen aus den teilweise mehrphasigen Verfüllungen. Diese enthielten gelegentlich an Brandschutt erinnerndes Material und meist große Mengen an keramischem Fundmaterial und an Tierknochen. Bei der Keramik dominiert handgeformte Ware der verschiedensten Gefäßformen, meist Töpfe und Schüsseln. Vorherrschend ist hier eine reduzierend gebrannte, häufig graphitgemagerte Tonqualität. Selten kommen auf der Drehscheibe gearbeitete Gefäße aus feinem, homogenem Rohmaterial vor. Die Gefäße sind nur in wenigen Fällen verziert. Hier konnten allerlei Einstiche und Rillen, nur in einem einzigen Fall kreisaugenförmige Stempel beobachtet werden. Weitere enthaltene keramische Objekte sind die sehr häufig vertretenen Spinnwirtel, bei denen diverse konische, doppelkonische und kugelige Formen auftreten, die meist mit verschieden angeordneten Rillen verziert sind. Weiterhin häufig waren Webgewichte aus schwach gebranntem Ton vertreten, hier ist der pyramidenstumpfförmige Typ in verschiedenen Größen vorherrschend, in einem Fall konnte ein ringförmiges Gewicht geborgen werden. An Funden aus anderen Materialgruppen seien hier die selten vertretenen steinernen Reibplatten und Schleifsteine, weiters verschiedene Knochengeräte erwähnt. An Metallen sind drei kleine eiserne Messer und ein kleines Hammerköpfchen zu nennen. Für die gesamte Grabung einzigartig bleiben die Funde einer eisernen Tüllenspitze (Verfüllung Grubenhaus 1) und eines Lanzenschuhes (Verfüllung Objekt 24). Die Tüllenspitze kann mit einiger Sicherheit nicht der La-Tène-Kultur zugerechnet werden, sondern muss wohl als römisches Fabrikat angesehen werden, eventuell handelt es sich hierbei um die Spitze eines Wurfpfeiles. Eine letzte interessante Fundgruppe stellen die diversen Abfall- und Nebenprodukte des metallverarbeitenden Handwerks dar. Hier erwähnenswert sind vor allem die Eisenschlacken, die teilweise in großer Menge in den Grubenhausverfüllungen enthalten waren. Hier kommen von kleinen Stückchen bis zu rund 20 kg wiegenden Schlackenklötzen alle möglichen Größen und Formen vor, die allesamt dem Verhüttungsprozess in einem Rennofen zugeschrieben werden können. Dabei sind klumpige, schwammartige Objekte von verschiedener Materialdichte sowie gut geflossene Laufschlacken erwähnenswert, daneben allerlei Fragmente von aufgeschmolzenen Ofenwänden und –böden. Das Bild einer regen Eisenverhüttungstätigkeit wird durch einzelne Stückchen von offenbar bereits geröstetem Raseneisenerz (sofern nicht ein Schadfeuer das Erz gebrannt hat) vervollständigt. Auf die Verarbeitung von Buntmetallen deuten Fragmente von Gusstiegeln hin, in einem konnten noch Reste der enthaltenen Schmelze festgestellt werden. Angesichts des umfangreichen Materials, das auf die Eisenverhüttung hindeutet, ist es umso auffälliger, dass keinerlei Reste von Öfen oder anderen Einrichtungen zur Metallverarbeitung aufgefunden werden können. Das gesamte Fundmaterial vermittelt das Bild einer Entsorgung von wohl in der nächsten Umgebung angefallenen Hüttenabfällen in den zu diesem Zeitpunkt noch offenstehenden, aber wohl nicht mehr in Verwendung befindlichen Grubenhäusern. Wo sich die technischen Anlagen zur Erzverhüttung befanden, kann derzeit nicht geklärt werden. Immerhin ist der Nachweis von latènezeitlicher Eisenverhüttung im bekannten mittelburgenländischen Erzrevier zumindest nicht überraschend.

Abbildung 7: typische latènezeitliche Keramik. Foto: PannArch


Abbildung 8: drei Exemplare der häufig vertretenen Spinnwirtel. Foto:PannArch


Abbildung 5: Die in der Verfüllung von Grubenhaus 1 zu Tage gekommene Lanzenspitze. Foto: PannArch


Zur feinchronologischen Einordnung des latènezeitlichen Fundmaterials können keine näheren Aussagen getroffen werden, da die Sichtung des sehr umfangreichen Materiales zum Verfassungszeitpunkt dieses Berichtes noch nicht abgeschlossen war. Daher muss auch die Frage, ob die verschiedenen vorhandenen Hausformen eine zeitliche Abfolge oder eine funktionsabhängige Gestaltung darstellen, vorerst unbeantwortet bleiben. Die Tatsache, dass es zu keinerlei Überschneidungen zwischen den verschiedenen latènezeitlichen Befunden gekommen ist und sich alle Gebäude in ihrer Ausrichtung an ein gemeinsames Anlagemuster zu halten scheinen, spricht allerdings für eine annähernde Gleichzeitigkeit aller oder zumindest der meisten Befunde. Auf jeden Fall ist mit der Errichtung der Straßentrasse eine bislang unbekannte, wohl ausgedehnte Siedlung am Gerinne des Zagabaches und an der Flusslandschaft der Rabnitz angeschnitten worden, deren Ausmaße durch die Befundaufnahme während der Grabungsarbeiten nur in östlicher und südlicher Richtung abgegrenzt werden können.

Neuzeit

Parallel zur Landesstraße wurde bei Bauprofil 1 ein etwa 2,5 m breiter Graben aufgedeckt, der in einem sanften Bogen in den Grabungsschnitt hineinragte. Er wurde an zwei Stellen geschnitten und die entstandenen Profile dokumentiert, dabei wurden Tiefen bis 70 cm erreicht. Anhand des spärlichen Fundmaterials und der stratigraphischen Position oberhalb der oben beschriebenen Überlagerung kann eine deutlich jüngere Zeitstellung angenommen werden, die Lage in Bezug zur Landesstraße macht eine Interpretation als Graben einer neuzeitlichen Straße, wohl dem Vorgängerbau der jetzigen Landesstraße, wahrscheinlich.

20. Jahrhundert

Bei Bauprofil 27 wurde ein 1,3 m breiter Graben wahrgenommen, der etwa von Norden nach Süden, quer zur Straße, verlief und dabei eine der urgeschichtlichen Gruben schnitt. Nach der Ausgrabung eines 3 m langen Abschnitts dieses Grabens wurden die Profile dokumentiert. Der Graben wies steilschräge Wandungen sowie eine ebene Sohle auf und war 1,2 m tief erhalten. Die Verfüllung war wohl infolge intentioneller Einbringung inhomogen und ausgesprochen locker gelagert, die Befundgrenzen waren nicht verwaschen. Obwohl das Material bis auf, aus der geschnittenen Grube stammende, urgeschichtliche Scherben keine Funde enthielt, ist von einem sehr jungen Zeitpunkt der Verfüllung auszugehen. Die Nähe zur Staatsgrenze und die auf dem LIDARscan der Region in den nördlich und südlich gelegenen Waldstücken gut erkennbaren Laufgräben machen eine Zugehörigkeit zu der als „Südoststwall“ bekannten Stellung aus den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges denkbar.

Zusammenfassung

Die Grabungsarbeiten in Lutzmannsburg im Zuge der Straßenbauarbeiten zur Umfahrung der Therme konnten eine Vielzahl archäologischer Funde und Befunde nachweisen. Hervorzuheben sind hierbei Siedlungsnachweise aus der Kupfer- und Bronzezeit sowie der La-Tène-Zeit. In diesen Epochen scheint eine intensive Besiedlung der fruchtbaren Ebene, vor allem entlang des Zagabaches, bestanden zu haben. Größere Zusammenhänge in der Siedlungsstruktur des Mittelburgenlandes könnten durch weiterführende Prospektionsprojekte und Grabungen gewonnen werden.

Die Funde verbleiben in den Burgenländischen Landesmuseen.