PANNARCH - Archäologie im Burgenland 
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Die Jungsteinzeit (Neolithikum), 5700 - 4000 v. Chr.

Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren hatten sich dichte Eichenmischwälder über große Teile Europas ausgebreitet. Im 6. Jahrtausend v. Chr. erreicht die Klimaerwärmung einen vorläufigen Höhepunkt. In diese Umwelt dringt im 6. Jahrtausend v. Chr. erstmals eine neue Lebensweise vor, deren Ursprung im Vorderen Orient zu suchen ist - das Bauerntum.

Im Nahen Osten ist die Domestikation verschiedener Tierarten sowie der Anbau von Getreide bereits für das 9. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen. Vielfältige Wechselwirkungen zwischen Wirtschaftsweise, neuen Techniken und sozialer Umstrukturierung führen schließlich zur Ausprägung einer sesshaften, bäuerlichen Kultur, deren Grundlagen der landwirtschaftliche Erwerb der Nahrungsmittel und die Anlage von Vorräten darstellen. Im archäologischen Fundmaterial schlagen sich diese Veränderungen in Form von neuen, an die nun herrschenden Bedingungen angepassten, Werkzeugen nieder. Erntegeräte wie Sicheln, Mahlsteine zur Getreideverarbeitung sowie erste Keramikgefäße gehören von nun an zum gängigen Fundspektrum. Der Prozess der Verbreitung dieser Neuerungen ist weiterhin Gegenstand intensiver Forschungen, nach dem gegenwärtigen Wissensstand könnte hierbei sowohl die Migration von bereits als neolithisch anzusprechenden Gruppen als auch die Adaption der neuen Entwicklungen durch benachbarte Populationen eine Rolle spielen.

Die Gegend des heutigen Ostösterreichs wird im frühen 6. Jahrtausend von diesen, als Neolithisierung bezeichneten, Vorgängen erfasst. Die verbesserte Ernährungslage führt zu einem stetigen Wachstum der Bevölkerung. An Plätzen, die aufgrund ihres fruchtbaren Bodens günstig erscheinen, entstehen durch Rodung der Wälder Siedlungskammern, in denen Dörfer, Äcker und Weiden angelegt werden. Wichtig ist außerdem die Nähe zu Gewässern.

Zum Wohnen, Arbeiten und Lagern der Vorräte dienen den Menschen des Neolithikums aus Holz errichtete und mit Lehm verputzt Langhäuser, die bisweilen beachtliche Ausmaße annehmen können. Die Häuser standen allein oder bildeten kleine Dörfer. Als Nutztiere sind Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine bekannt, Kulturpflanzen sind frühe Weizensorten sowie Gerste, Hirse und Linsen. Diese domestizierten Tiere und Pflanzen haben ihren Ursprung ebenfalls im Vorderen Orient. Der vorherrschende Werkstoff ist Stein. Aus dem leicht spaltbaren Feuerstein werden Klingen, Pfeilspitzen und Erntemesser hergestellt, Gerölle wie Amphibolit können zu Beilen geschliffen werden. Vom südburgenländischen Csaterberg stammende Süßwasseropale können noch weit im Norden des Burgenlandes gefunden werden. Weitere verwendete Rohmaterialen sind Holz, Leder, Geweih und Knochen. Schmuckgegenstände werden teilweise aus Meeresmuscheln hergestellt, die ebenfalls importiert werden müssen.

Archäologisch greifbar wird diese früheste Phase der sesshaften, bäuerlichen Lebensweise in den Hinterlassenschaften der so genannten Linearbandkeramischen Kultur, einer anhand ihrer typischen Keramikformen und –verzierungen definierten Gruppe, die während der ersten tausend Jahre des Neolithikums in weiten Teilen Europas nachweisbar ist. Das Kerngebiet der Erscheinung dürfte im Gebiet der mittleren Donau und des Karpatenbeckens zu suchen sein, in Österreich beschränkt sich ihre Verbreitung hauptsächlich auf das Nord- und Mittelburgenland sowie das niederösterreichische Weinviertel. Ungünstig gelegene Gebiete, wie das Bergland der Alpen, bleiben weitgehend besiedlungsleer, ebenso die Sumpfgebiete des Hanság und der Raab.

Bisher sind nur wenige Gräber der Linearbandkeramischen Kultur aus Österreich bekannt, auf burgenländischem Gebiet sind nur Bestattungen aus Draßburg-Taborac zu nennen. Die Toten wurden in Hockerlage, das heißt seitlich, mit angewinkelten Beinen liegend, bestattet. Eine geschlechtsspezifische Lage oder Orientierung ist nicht nachgewiesen. Als Beigaben wurden Keramikgefäße, die wahrscheinlich Speisen enthielten, sowie vereinzelt Schmuck oder Werkzeuge mit ins Grab gelegt.

An der Wende zur mittleren Jungsteinzeit scheint es zu Umbrüchen zu kommen, die in einer höheren Mobilität der Bevölkerung münden.